Unechte Vergiftungen

In der heutigen Zeit des Überflusses an Lebensmitteln sollten Speisepilze als Genussmittel und nicht, wie in Notzeiten, als für viele überlebensnotwendiges „Brot des Waldes“ angesehen werden. Speisepilze sollten daher kein „lukullisches Mahl“ sondern eine Beilage darstellen.
Konsumiert in großen Mengen, schlecht zerkleinert und/oder schlecht gekaut können Pilze Übelkeit, Durchfall und Erbrechen hervorrufen, da ihre Zellwände, gleich denen der Insekten aus für den Menschen unverdaulichem Chitin bestehen. Gleiches gilt für die Zubereitung in zuviel Fett/Öl. Pilze mit zäher Konsistenz können im Darm mechanische Hindernisse bilden und somit die Peristaltik stören, was schlimmstenfalls zu einem Darmverschluss führt.
Eine weitere Ursache sind verdorbene Pilze. So wird die Zersetzung der Pilzeiweiße in falschen Sammel- und/oder Lagerbehältnissen (Plastiktüten, Plastikschachteln, Blechdosen, etc.) beschleunigt und die Fruchtkörper werden schnell zusätzlich mit Bakterien, Schimmel und Aktinomyzeten besiedelt. Weiterhin gefährlich sind Pilze mit hohem Wassergehalt, welche mehrfach gefroren waren. Nur echte Winterpilze sollten bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt noch gesammelt werden. Nicht zuletzt kann unsachgemäßes Konservieren (Trocknen, Einlegen, etc.) zu Vergiftungserscheinungen (Mykotoxikosen) nach Konsum führen, z.B. bei Befall des Trockengutes mit Schimmelpilzen ( z.B.: Aflatoxine und Fusariosen).
Verdauungsstörungen können ebenfalls durch ein Fehlen des Enzyms Trehalase hervorgerufen werden, welches die in Pilzen enthaltenen Trehalosezucker spaltet. Dies kommt jedoch nur selten vor und ist erblich bedingt.

Weitere Ursachen für unechte Pilzvergiftungen:

  • Rohgenuss
  • falsche Zubereitung
  • Schwerverdaulichkeit
  • Allergien
  • Intoleranzen (auch Idiosynkrasien)
  • Kontamination mit Giftpflanzen oder Insekten

Es kann durchaus vorkommen, dass sich Menschen einbilden Giftpilze konsumiert zu haben, was sich psychosomatisch in tatsächlichen Vergiftungssymptomen wie Atemnot, Bauchschmerzen, Brechdurchfällen, etc. manifestiert.

Unechte Pilzvergiftungen zählen zu den Lebensmittelvergiftungen.

Handelspilze sind oft mit Schimmelpilzen und Bakterien kontaminiert, ebenso gefrorene und gekühlte Pilze, wenn die Kühlkette unterbrochen wurde!


Literatur & Quellen

Flammer, René: Giftpilze : Pilzvergiftungen – Ein Nachschlagewerk für Ärzte, Apotheker, Biologen, Mykologen, Pilzexperten. 1. Aufl.. Aarau: AT Verlag, 2014

Kell, Volkbert: Giftpilze und Pilzgifte. Wittenberg Lutherstadt : Ziemsen, 1991

Roth; Frank; Kormann: Giftpilze Pilzgifte. Landsberg am Lech : ecomed verlagsgesellschaft mbH, 1990